Meditation über das Turiner Tuch

Die äußere Poesie des Tuches

Das Turiner Tuch zeigt uns den Körper, die Gestalt und das Antlitz Jesu Christi. Es ist sein Grabtuch. Es wird in der Johanniskathedrale in Turin in einem Silberkasten aufbewahrt und ist seit 1453 im Besitz des Hauses Savoyen. Ungefähr alle 33 Jahre wird es öffentlich gezeigt und ausgestellt. Dieses Tuch ist über 4,30 Meter lang und etwa 1,10 Meter breit. Auf der einen Hälfte sieht man den vorderen Abdruck des gesamten Körpers und auf der anderen Hälfte den hinteren Abdruck. Im Laufe der Jahrhunderte vergilbte es, Spuren von Feuer und Löschwasser rahmten die Gestalt links und rechts mit einem geometrisch anmutendem Muster ein, als wäre sie von Standarten bewacht, an den äußeren Rändern wurde es restauriert und von Nonnenhänden mit goldenen Nadeln ausgebessert und geflickt. Das elfenbeinfarbene Tuch mit dem Fischgrätenmuster wirft einen sepiafarbenen Schatten ab, ein Abdruck des liegenden Körpers, die Hände überkreuzt. Dieses Sepia ist eine wunderbare Farbe, ähnlich der Farbe der Herbstblätter in der Mitte des Herbstes, wenn sie noch nicht im tiefsten Braun abgestorben und vertrocknet sind, sondern das aufflammende Feuer der untergehenden Sonne, diese sanfte und warme Farbe des Lichts noch in sich tragen und in den vielfältigsten Farben und Formen für uns eine Weile bewahren und widerspiegeln. Es ist eine unsagbare Mischung aus gelb und rot und braun und sie wird wahrgenommen wie ein helles, sanftes Braun mit einem inneren Leuchten, das uns an das unentdeckte, schwere Gold der Erde erinnert und an das leichte, verborgene Gold der Seele. Wie dieser Abdruck wirklich entstand, das kann bis heute niemand erklären. Aus diesem Grund ist das Tuch auch ein Gegenstand der Forschung geworden und diese Tatsache erhöht seinen Zauber nur noch mehr und führt uns zu ganz neuen Erkenntnissen, vereint und verbindet die geistigen Disziplinen und die Ergebnisse erfordern eine neue Weltanschauung. Ab heute kann man vielleicht sagen, daß die Zeit diesen Abdruck ganz allein hervorgebracht hat. Das Unsichtbare wird nur dem geistigen Auge sichtbar. Nur mit diesem Auge können wir es wirklich betrachten. Die Substanz des ganzen Bildes besteht nur aus einem einzigen Stoff: Blut! Nach der Kreuzigung wurde der Leichnam in das Leinen gelegt und zugedeckt. Aus der Seitenwunde, dem Stich in das Herz mit der Lanze, floß eine Unmenge Blut und das Gewicht des Körpers formte im Blut einen Abdruck, der bis heute erhalten ist. Zweitausend Jahre ist das her und geblieben ist das Blut in Verbindung mit seinen Worten, dem Bund der Liebe, dem letzten Abendmahl, indem wir sein Blut als Wein und den Körper als Brot verzehren, das heißt, daß wir ihn und sein Opfer verinnerlichen und es annehmen. Der Wein läßt das Herz leicht werden. Jesus stammte aus Israel, dem königlichen Geschlecht Davids. Nach jüdischer Auffassung wohnt die Seele eines Tieres oder eines Menschen in seinem Blut. Es ist heilig und darf weder berührt noch verzehrt werden. Der Name Jesus lautet in seiner Heimatsprache Jeheshua oder verkürzt Jeshua. In seinem tiefsten Kern bedeutet er die Erlösung. Er bedeutet aber auch die Rettung durch Gott, sein Licht. Christus meint einen König, den Gesalbten oder den Messias. Auf symbolischer Ebene offenbart sich die Gestalt der Erlösung in dem Tuch. Sie manifestiert sich in der Grundstruktur des Tuches, dem Grundgerüst des Fisches, dem Fischgrätenmuster auf einem Leinentuch, dem Schleier des Todes, der Zeiten und Welten voneinander trennt und das Zeitalter der Fische noch in sich trägt. Der Fisch als ein Symbol, dessen griechisches Wort ein Anagramm von Christus ist. Fische leben in einem anderen Element. Sie leben im Wasser. In der Astrologie symbolisieren sie etwas, das uns noch nicht bewußt ist. Das Sternzeichen Fische ist das letzte und zwölfte Zeichen im Tierkreis. Der Tierkreis läuft analog mit den zwölf Stämmen Israels. Der zwölfte Jünger war Judas Iskariot und er wurde ein Opfer. Jesus selbst wurde ein Opfer. Im zwölften Zeichen endet immer ein Zyklus. Im zwölften Zeichen wird alles aufgelöst. In diesem Verlöschen existiert eine große Liebe. Alles hat sich gefunden. In unserer Zeit hat John Lilly den Delphin zu einem neuen Symbol gemacht. Im Spiel der Delphine erkennen wir Intelligenz in Verbindung mit dem inneren Kind, die Kraft des Vertrauens. Im Gesang der Wale erkennen wir eine neue Form der Kommunikation, die im Bereich der Musik liegt. Die Musik und das erweiterte Bewußtsein finden wir im zwölften Zeichen. In diesem Bereich liegt aber auch unsere Illusion und das Ende. Hier müssen wir sterben und hier müssen wir ein neues Bewußtsein erlangen. Hier müssen wir heil und heilig werden. Aus diesem Grund muß es Menschenfischer geben, die von einem höheren Geist inspiriert sind. Es muß jemanden geben, der uns heil macht und erlöst. Im Symbol des Fisches müssen wir etwas opfern. Es ist aber wichtig, zu wissen, was ein notwendiges Opfer ist. In der Struktur dieses geheimen Opfers enthüllt sich die Gestalt Gottes in einer menschlichen Seele. Die Seele selbst hat sich zum Zeugen gemacht und gibt das Antlitz des Erlösers preis. Die ganze Substanz des Abdrucks besteht aus dem Blut Jesu Christi. Er selbst hat seine Seele geopfert, um uns sein wahres Gesicht zu zeigen. Es wird umrahmt von den Elementen Feuer und Wasser, der Taufe Christi. Dies ist die symbolische Betrachtung. Jeder Mensch wird etwas eigenes darin erblicken und er wird die Ebene beschreiten, die er braucht, um zu finden, was er sucht. Die Betrachtung des Bildes gibt jedem ein Rätsel auf. Die tiefe Versenkung in das Bild könnte ein Schlüssel zur eigenen Seele sein.

Wenn man das Tuch mit bloßem Auge betrachten will, dann erkennt man kaum etwas. Man sieht die Umrisse eines Körpers. Die Konturen sind verwischt. Automatisch nähert man sich dem Bild. Will man es aber aus der Nähe betrachten, dann verschwindet es gänzlich und alle Konturen lösen sich auf. Es scheint zu verblassen und vom Tuch aufgesogen zu werden. Das Bild löst sich im Nichts auf. Je näher man ihm kommt, desto näher kommt man dem Ursprung der Dinge. Unser Auge erkennt nur in der gebührenden Distanz. Man muß einige Schritte zurücktreten und dann noch eine ganz eigene Perspektive finden, um wirklich etwas wahrzunehmen. Nur aus diesem eigenen und einzigen Blickwinkel läßt sich etwas erahnen. Wollen wir diese Gestalt mit dem Auge wirklich einfangen, sei es auch nur für einen kurzen Moment, dann müssen wir den Standpunkt wechseln. Nur aus verschieden Blickwinkeln zwischen den Standpunkten taucht dann ein Bild auf. Es taucht das Bild eines Menschen an die Wasseroberfläche des Bewußtseins. Es hat tatsächlich den Anschein, als hätte man einen Toten aus dem Wasser an Land gezogen. Es ist keine Mumie, die sich uns da zeigt. Es gibt keine Bandagen, die den Leichnam umwickelt hätten. Es gibt nur unendlich viele Spuren von Blut und das Tuch, auf das man ihn gelegt hat und dann hat man ihn zugedeckt. Unsere Netzhaut kann die wahren Übergänge vom Blut zum Tuch als Kontur nicht wahrnehmen. Daraus ergibt sich eine optische Täuschung. Unser Netzhaut kann niemals das wahrnehmen, was wirklich ist. Das Auge kann die Wahrheit nicht im Außen sehen. Es sieht nicht die Sonne selbst, es spürt nur den Reiz des Lichts und im Gehirn entsteht ein Bild. Wir ordnen die Bilder in der Kartei unserer Erfahrung und wir speichern sie im Archiv unserer Erinnerung. Eine optische Täuschung ist eine sinnvolle Illusion. Die alte Seele des Jägers in uns läßt den Mond am Horizont größer erscheinen und heller leuchten als oben am Firmament, obwohl er doch überall die gleiche Größe besitzt. Selbst unser Denken über Raum und Zeit sind eine sinnvolle Illusion. In dem Tuch stecken noch viele andere optische Täuschungen und gerade diese Täuschungen beinhalten das Wunder. Wenn wir uns wundern, dann kommen wir zu neuen Erkenntnissen. So hat es Jesus in einem der gnostischen Texte gesagt. Wir müssen in diesen Bewußtseinszustand des sich wunderns kommen, daß heißt, wir sollten erst einmal verwirrt sein, bevor wir uns Klarheit verschaffen. Wir sollten regelrecht staunen wie ein Kind, denn darin liegt schon eine Erkenntnis. Im Wunder oder in der optischen Täuschung liegt dann die Offenheit unseres Geistes. Eine Täuschung ist auch die Farbe des Blutes, die uns an Rost denken läßt. Lebendiges Blut besteht auch aus Eisen. Unter dem Mikroskop erkennen wir das Globolin. Das Auge des Wissenschaftlers erkennt das Blut Christi als Kugel. Das Auge des Wissenschaftlers erkennt die Farbe des Blutes als hellrot. Das Auge des Arztes erkennt darin eine Botschaft. Er entdeckt das traumatische Blut, das Trauma eines großen Schmerzes und den Schock. Das Blut erzählt ihm die Geschichte der Kreuzigung. Dieser Schmerz ist von einem solchen Ausmaß, daß er uns bis heute noch nicht bewußt geworden ist. Unter diesem Blickwinkel schreit das Blut. Es ist kein verrosteter Gegenstand. Es enthält eine lebendige Geschichte. Es erinnert uns vielleicht noch an das Schwert, das durch Marias Brust mitten in ihr Herz gefahren ist. Wenn wir jetzt nicht die Augen zumachen, dann müssen wir das Leid in unserer Vorstellung mittragen. Wir müssen es verstehen lernen, um es erträglicher zu machen. Wenn wir die Fähigkeit entwickeln, mit einem anderen Menschen zu leiden, dann kommen wir vielleicht an die Ursache des Leidens und somit an die Möglichkeit einer Erlösung vom Leiden. Wenn wir also bereit sind, das Kreuz auf uns zu nehmen, dann können wir unsere Angst erlösen und den Tod transzendieren. Wir können es nicht wirklich. Wir können nur nachfolgen oder geistig nachvollziehen, aber wir können uns einen neuen, geistigen Raum dafür erschließen. Es wäre ein Zufluchtsort, der im Himmel liegt. Das meint ganz oben im Unsichtbaren, dem subtilen und geistigen Bereich unserer Seele. Wir könnten das dritte, das innere Auge öffnen, um die Dinge zu betrachten. Wir müßten uns in Gott versenken, den Vater aller Ursachen. Jesus sagte, daß es in seines Vaters Haus viele Wohnungen gäbe und er sei gegangen, um uns eine Stätte zu bereiten. Einziehen müssen wir selber. Wir müssen bereit sein, den Wohnort zu wechseln. Wir müssen unsere geistigen Schätze zusammenpacken und die vertraute Stätte verlassen, um einen neuen Bezugspunkt zu finden, der tief in unserem Inneren schon angelegt ist. Wir müssen ganz aus uns selbst heraustreten, um in die Heimat zurückzukehren. Wir müssen diese Reise antreten, ganz so wie der verlorene Sohn im Gleichnis Christi. Wenn man das Tuch also ganz unvoreingenommen vom richtigen Standpunkt aus betrachtet, dann bekommt man zuerst einen Schreck. Auf den ersten Blick erkennt man den nackten Körper und ein Gesicht, dessen Züge kaum zu erkennen sind. Wir erkennen den Bart und die langen Haare, die ganze Würde drückt sich in einer Maske aus, die uns zurückschrecken läßt. Zwei dünne Linien führen wie Antennen über den Kopf hinaus. Eine Falte im Bart und ein sternenförmiges Zeichen im Handgelenk. Der Kopf hat keinen Hals. Das Gesicht scheint unnahbar, majestätisch die Gestalt. Große und runde Augen starren ins Leere und erinnern an eine Eule. Es scheint, als hätte jemand Münzen vor die Augen gelegt. Eulen sind Vögel der Nacht. Sie können im Dunkeln sehen. Wir können nicht sehen, was diese Augen sehen. Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist. Die Münzen machen das Wahre zur Ware. Wir erkennen, daß wir blind sind. Auf den ersten Blick erscheint uns dieses Wesen auf dem Tuch wie ein Außerirdischer oder ein bedrohlicher Dämon, es wirkt grotesk. Wir müssen noch weiter zurücktreten, um uns ein Bild vom Bild machen zu können. Wir brauchen den Einfall des Lichts.

Mit dem Auge der Kamera gesehen

Das Auge der Kamera liegt im Objektiv. Es kann objektiv sein, wenn wir uns ein Bild vom Bild machen. Die Linsen fangen das Licht ein und brechen es. Der Brennpunkt wird genau berechnet. Ein Umkehrprozeß findet statt. Zuerst entsteht ein Negativ. Das Licht trifft auf die Chemikalien und färbt den Film schwarz. Je mehr Licht, desto dunkler wird das Negativ. Das Dunkle wird hell und das Helle wird dunkel. Aus dem Negativ entsteht das Positiv. Das Licht fällt durch das Negativ. Die dunklen Schatten lassen das Licht nur langsam passieren. Im hellen Bereich fällt es schnell hindurch und färbt das Papier schwarz. Wieder werden die Werte umgekehrt, damit das ursprüngliche Bild wieder auf dem Papier zu Tage tritt. Das Licht läßt das Licht nicht hindurch und der Schatten läßt es passieren. Dazwischen liegen alle Graustufen. Alles wird langsam und vorsichtig entwickelt. Alles ist eine Frage der richtigen Dosis Zeit. So wie eine Kamera könne wir auch für eine Weile alle Werte auf den Kopf stellen und in der Dunkelkammer unseres Geistes neu entwickeln. Wir können den Prozeß unserer Schwarzweißmalerei umkehren und dazwischen die Grauwerte neu entdecken. Wir könnten den Brennpunkt des Interesses finden. Der Tod erscheint uns schwarz. Er liegt nicht im Brennpunkt unseres Denkens. Er wird gern verdrängt. Das Grabtuch macht ihn zum Mittelpunkt. Die Kamera erkennt dieses Schwarz als das Licht. Der Gedanke an den Tod könnte das Leben offenbaren.

Am 28. Mai 1898 wurde das Tuch erstmals von Secondo Pia fotografiert. Als er das Negativ im Rotlicht seiner Dunkelkammer betrachtete, war er wirklich sehr überrascht. Alle Regeln der Fotografie waren über den Haufen geworfen. Es war wirklich erstaunlich, was er da entdeckte. Das Negativ war kein Negativ. Das Negativ war ein Positiv. Das Tuch selbst war ein Negativ. Da erschien kein unheimliches, ehrfurchtgebietendes Gesicht auf dem Fotopapier, sondern ein wunderbares Portrait entwickelte sich schon auf dem Negativ. Also kopierte er das Negativ noch einmal um. Secondo Pia war der erste, der das menschliche Antlitz Jesu erblickte. Diese Fotografie in schwarz und weiß wirkt erhaben. Ein markant wirkendes und männliches Gesicht. Die Konturen sind scharf und der Bart hebt sich klar ab. Dennoch strahlt es gleichzeitig etwas weibliches aus. Es liegt nicht nur an den langen Haaren, die dieses Gesicht umrahmen. Es wirkt stoisch und verletzlich zugleich. Die Augen sind geschlossen und ruhen scheinbar in tiefster Meditation. Sie fordern den Betrachter geradezu auf, die Augen zu schließen und nach innen zu schauen. In dieser Ruhe liegen sanfte Züge, etwas geduldiges und mütterliches um die lange Nase und die vollen Lippen , die liebevoll im Schweigen liegen und dennoch heimlich zu flüstern scheinen. Diese Gestalt zeigt sich voller Würde und auch sehr verletzlich in ihrem Tod. Dieser Tod scheint nur ein Verharren in Gott zu sein, trunken von Liebe, ein Hauch des Geistes, der jeden Dualismus überwunden hat. Die Haare sind lang und gewellt und äußerst gepflegt, wahrscheinlich gesalbt, am Nacken sind sie ein wenig länger. Sie waren ein Zeichen, daß jemand sein Leben Gott geweiht hat. Über die Stirn läuft ein Blutstropfen, der wie die Zahl drei oder Anfangsbuchstabe des Mantra Om geformt ist. Er stammt von der Dornenkrone, die man ihm über den Kopf gestülpt hat. Es war keine kranzförmige Krone, sondern eine Haube oder eine Kappe, wie sie damals von den Königen im Orient getragen wurde. Die Dornen durchstachen den ganzen Kopf und das Blut bildete auch diese Antennen, die über den Kopf hinausführen. Mit dieser Krone aus Dornen wollte man ihn verhöhnen und man fügte ihm große Schmerzen zu. Dieser Königsanspruch, den die Menschen schon lange vor seinem Erscheinen in sein Wesen hineingelegt hatten, war der Anlaß seines Todes. Die großen, weltlichen Könige Caesar und Herodes, sie hatten Angst vor diesem Mann. Er war ein Rebell gegen die etablierten Priester, die Macht und das Gesetz. Sie hatten Angst, daß er die weltliche Macht an sich reißen könnte und viele Menschen im Volk wollten ihn auf dem Thron sehen. Sie glaubten, Gott könne den Menschen wie ein Mensch regieren. Sie glaubten, er würde sie von seinen Unterdrückern befreien. Sie konnten nicht begreifen, daß der Menschensohn ein Diener des Herzens ist und daß der Gottessohn nur im Menschen selbst regieren kann, als ein Geist, der zuerst die eigene Fessel sprengt. Er hatte die Tische der Wechsler vor dem Tempel zerschlagen, die Opfertauben in den Himmel fliegen lassen, Kinder und Frauen in den Tempel geführt, am Sabbat geheilt und einige seiner Jünger waren Zeloten gewesen. Er hielt nichts von Tieropfern und geheuchelten Ritualen. Er suchte die Stille im Tempel und das Opfer der Lippen in der eigenen Herzenskammer. Er sprach mit den Frauen und machte sie zu Jüngern, stellte ihren Geist den Männern gleich. Er glaubte, daß niemand und nichts den Menschen verunreinigen kann, außer dem falschen Wort, daß er spricht. Er gesellte sich zu Zöllnern und Huren, den Unglücklichen und Schuldbeladenen, denn nur in ihnen findet die Verwandlung statt. Er liebte die Festgelage und trank den Wein und tanzte. Seine Feinde nannten ihn den Sohn des Panthers. Er fastete in der Wüste und ließ sich von einem Essener taufen. Er sprach niemals von sich selbst, sprach nur, was er in sich vom Vater hörte. Er war nicht mehr er selbst. Er war eins mit dem Vater, dem Urbeginn der Welt. Für Herodes war er einfach nur verrückt. Die Römer verfolgten seinen Aufstand im Tempel. Er wollte nicht fliehen. Er stellte sich dieser Welt und ließ sich von Judas dem Gericht überantworten. So stand er da mit dieser Dornenkrone und dem Purpurmantel vor Pilatus. Welch ein Mensch! Seht den Menschen. Seht ihn so, wie er sein könnte! Er wollte keine Macht. Sie war ihm nur eine Einflüsterung des Teufels gewesen. Diesen Teufel hatte er schon lange erkannt. Dennoch war er ein König. Aber sein Reich war nicht von dieser Welt. Dieser Satz hatte den Pilatus wirklich nachdenklich gemacht. Er wollte von ihm die Wahrheit hören und diese Wahrheit war ein großes Schweigen. In diesem Schweigen lag ein neues Gesetz, das Gesetz einer Seele, die den einzelnen Menschen, das Individuum entdeckt hatte. In diesem Moment erkannte Pilatus die Gefahr, die von diesem Mann ausging. Es gab ein Gesetz von Ursache und Wirkung, es gab eine Macht des Schicksals, auf die man keinen Einfluß hatte, die einem von oben herab gegeben war. Es gab aber auch die Macht eines neuen Gesetzes, daß jeder Mensch in sich selbst neu entdecken und entwickeln mußte. Es war das Herz des Gesetzes, die Liebe zu Gott und die Liebe zum nächsten wie zu sich selbst. Den Feind lieben. Die andere Wange hinhalten. Sich keiner materiellen Sorge mehr hingeben. Alle Menschen zur Familie machen. Das Dienen aus Liebe. Sich gegenseitig dienen. Die Aufhebung jeder Hierarchie. Echtes Verstehen und die Freude am Schenken. In so einer Welt wird jeder zum König. So eine Welt braucht keine Regierung mehr. In so einer Welt wird die Seele zum Schwerstarbeiter. Dieses Königreich, von dem er spricht, es ist so sonderbar. Er erzählte die Geschichten von diesem Reich, das keiner sehen kann, obwohl es immer da ist, inwendig in uns. Bei den Festgelagen wurde es still in der Abenddämmerung, wenn er zu erzählen begann. Diese Geschichten ließen einem den Atem stocken. Sie brachten einen zum Schweigen oder zum Weinen und sie brachen alle Blockaden auf. Es ist so klein, dieses Reich der Himmel, klein wie ein Senfkorn und es entwickelt sich. Aus dem kleinsten Atom wird eine Sonnenexplosion. Welten entstehen aus einem Samen, der gut behandelt werden will. In dieser anderen Welt gibt es für den kleinen und den großen Energieaufwand den gleichen Lohn. In dieser Welt müssen wir unsere Talente entwickeln. Wir dürfen sie nicht vergraben. Es ist unsere alte Heimat, die wir neu erobern müssen. Wir können die Wolken am Himmel deuten, aber unser inneres Reich, das kennen wir nicht. Wir haben vor langer Zeit den Schlüssel verloren. Für all diese Worte und Gleichnisse hält Jesus den Kopf hin. Für diese Worte ist er bereit, zu sterben. Er will eine neue Welt. Er will sie jetzt. Er will sie für jeden Einzelnen. Für diese Idee rächen sich die Weltlichen. Pilatus wäscht sich nicht wirklich die Hände in Unschuld. Er läßt ihm die Lanze ins Herz stoßen. Später wird er wegen Grausamkeit aus dem Amt entlassen. Bürokraten können grausam sein, wenn sie in ihrer Ruhe aufgeschreckt werden. Wenn wir bürokratisch denken, dann werden wir dem Pilatus ähnlich sein. Herodes lacht, weil diese andere Welt für ihn der Wahnsinn ist. Er lacht und verbrüdert sich mit Pilatus. Er wird weiter morden und er wird einen schrecklichen Tod haben. Er wird andere Menschen mit in diesen Tod reißen, damit das Volk um seinen Tod trauern wird. Der Größenwahn steckt in ihm. Bürokratie und Wahnsinn verbrüdern sich in ihrem Anspruch auf die Macht. Wir sehen im Antlitz Jesu, was wir in uns selbst nicht sehen können. Er hat uns diesen Spiegel hinterlassen. Dieses Gesicht kann sich in ganze Landschaften auflösen, wenn man es mit dem inneren Auge betrachtet und lange verweilen will. Am Ende wird es Licht sein, ein unendliches Farbenspektrum über Betlehem bis Golgatha, den Facetten unserer eigenen Seele. Dieser Schmerz auf der Stirn hat einen Muskelkrampf ausgelöst. Die ganze Last dieser Welt liegt auf seinem Haupt, die spitzen Dornen der neuen Gedanken krallen sich in den Kopf. Sie begleiten ihn auf diesem Weg in den Tod, den er als ein einzelner geht, um den Glauben an das menschliche Herz zu retten, den Willen des Vaters zum Guten, die Richtigkeit der Vision des Geistes, das Abbild des Urbildes. Es ist ein Ideal, daß sich jedem egoistischen Materialismus entgegenstellen und immer noch Geschichte schreiben kann, obwohl uns dies vielleicht gar nicht bewußt ist. Wir haben vieles verdreht, mißverstanden und ins Gegenteil verkehrt. Wir haben in seinem Namen gemordet und missioniert und die Liebe verachtet. All dies, obwohl er doch ohne Gegenwehr in diesen Tod gegangen ist, denn wer zum Schwert greift, der wird durch das Schwert umkommen. Obwohl er sich doch den Staub von den Schuhen geschüttelt hat, dort, wo er nicht gehört werden wollte. Hat er nicht in Gleichnissen gesprochen, damit nicht jeder ihn hört? War das Brautgemach für ihn nicht das Heiligste? Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Wir haben ihn aus seiner Zeit und aus seiner Umgebung herausgerissen. Wir gaben den Juden die Schuld an seinem Tod, obwohl er doch selbst ein Jude unter Juden war. Seine Jünger waren Juden und sie waren seine Freunde wie auch seine Feinde. Die Juden sind einfach nur Menschen. Diese Einsicht scheint bis heute schwer zu fallen. Es liegt daran, daß wir uns unter diesem Kreuz immer schuldig fühlen. Wir wollen die Schuld weit von uns weisen. Die Schuld gehört immer einem fremden Volk. Wenn wir unter dem Kreuz stehen, dann kommen diese stillen Worte über unsere Lippen: "Vergib mir". Dieser geheime Satz macht uns traurig und gleichzeitig befreit er uns von diesem verhärteten Stolz, dieser uralten Last. Es ist dieser Barbar in uns selbst, der die Geißel in der Hand trägt und zuschlagen könnte. Er macht uns Angst. Es sind all diese dunklen Seiten, die aufbrechen könnten. Es sind unsere Ahnengeister. In diesem Moment haben wir nur den einen Wunsch, sie für immer zum Schweigen zu bringen. Wir tragen die alten Instinkte immer noch mit uns herum. Wir müssen sie bremsen, denn unter dem Kreuz wird uns bewußt, was sie anrichten können. Der Barbar in uns ist ein Legionär und ein Mitläufer und ein Vollstrecker. Unter dem Kreuz wird ihm gesagt, daß er nicht weiß, was er tut und es wird ihm vergeben. Diese Befreiung von der Unwissenheit leuchtet in diesem Moment zum Christusbewußtsein auf, aber wir bemerken es nicht. Wir leiden mit ihm, das Kind in uns leidet wirklich mit ihm, aber es ist uns nicht bewußt. Das Kind in uns liebt ihn und möchte seine Schmerzen lindern. Das Kind in uns versteht auch das Opfer und die Würde des Christus. Wir sollten doch so werden wie die Kinder, immer werden und nicht sein, dann hätte es kein Opfer gegeben. Mit dem Herzen eines wahren Kindes gibt es keinen Willen zur Macht und Jesus hätte unter uns leben können. Es gibt viele Erwachsene, die sind vom Kreuz angewidert, weil sie glauben, Jesus hätte gern gelitten. Sie verstehen das Opfer nicht. Sie denken, er wäre an das Kreuz gegangen, um aus sich einen Helden zu machen. Sie denken, dieses Leiden wäre ihm um des Leidens willen als einziger Weg erschienen. Diese Gedanken bezeugen die Unwissenheit. Jesus hatte große Angst vor dem Tod. Niemals war ein Gott so menschlich wie der Christus. Er wollte diesen Tod nicht, aber er war unvermeidlich und ein Beschluß Gottes, wenn er nicht alles, woran er jemals geglaubt und was er jemals verkündet hatte, verraten wollte. Hätte er sich dem Gericht entziehen sollen oder kämpfen? Beides war unmöglich. Er stand zu seinem Wort und zu seiner Sicht der Welt. Er hatte alles gesagt, was es zu sagen gab. Er wollte von der Wahrheit nicht abrücken und er wollte ihr eine Chance geben. In der Betrachtung ihres Opfers ist die Welt erst zum Geist Gottes erwacht. Die Welt hat ihn getötet. Unter dem Kreuz wird uns klar: Wir haben Gott getötet! Wir haben keinen Platz für ihn. Er ist uns zu utopisch und zu futuristisch und zu unrealistisch und er macht das Leben kompliziert und unbequem. Wir bekennen uns schuldig und machen einen neuen Versuch, diesen ungewöhnlichen Geist in uns aufzunehmen. Wenn der Leichnam vom Kreuz genommen wird, dann erblicken wir den Geist im Tuch und erst jetzt begreifen wir, daß er uns wirklich vergeben hat. Wir erblicken die Ruhe und den Frieden dieser Vergebung. Erst dieses Antlitz macht uns klar, daß uns wirklich vergeben wurde. Es ist uns gar nicht bewußt geworden, daß die Welt in der kollektiven Psyche seit seinem Tod ein wenig friedlicher geworden ist, vielleicht auch in uns, in dir und mir, vielleicht ist es auch nur die Sehnsucht danach. In der Meditation verwandelt sich die Struktur dieses Gesichts und alles vereinigt sich im weißen Licht des Friedens, daß Christus mit Buddha und allen anderen göttlichen Boten des Friedens auf dieser Welt vereint. Er wollte, daß wir das Licht und das Salz der Erde sind. Er hatte den höchsten Anspruch und er hat die größte Sehnsucht in uns erweckt. Er war ein König und dafür mußte er sterben, damit wir das nicht vergessen, was ein König wirklich ist: Die Herrschaft über die eigene Seele in der Liebe zu Gott, die uns erschaffen hat und die Liebe zum Wort, das Fleisch geworden ist und alles hervorbringt. Er sagte, daß alle Menschen, die die Wahrheit lieben, seine Stimme hören können. Er kennt die Seinen. Es ist die Liebe, die in den Worten mitschwingt und die Kraft. Diese Stimme wird im Tuch sichtbar. Es ist eine nach innen gerichtete Konzentration, ein Loslassen für die Ewigkeit und eine Zuwendung dem Betrachter gegenüber, eine verströmende Wärme und Gelassenheit im Angesicht von Folter und Tod. Es ist ein Bewußtseinszustand, in dem man das kleine Ich geopfert hat und das Selbst an seine Stelle getreten ist, dieses Bewußtsein in Gott zu sein und nur noch auf seine Stimme zu hören, diese Stimme der Liebe und der Weisheit und der Vergebung. Sie ist dort, wo dein Schatz verborgen ist, wo weder Motte noch Rost zerfrißt. Der ganze Körper leuchtet uns auf dem Foto wie ein Licht auf schwarzem Hintergrund entgegen. Dieser lebendige Körper aus Licht ist unsterblich. Er ist der wahre Tempel. Secondo Pia wurde beschuldigt, das Fotomaterial manipuliert zu haben. Es dauerte mehr als dreißig Jahre, bis diese Behauptung widerlegt worden war. Es wurden neue Fotografien von anderen Fotografen auch in Farbe gemacht und der Umkehreffekt zeigte sich bei allen anderen Aufnahmen auch. Nur wurde das Gesicht immer deutlicher und schöner. Man glaubte auch an eine Fälschung. Das Tuch könnte ein Gemälde sein. Heute wissen wir, daß keine Farbspuren und keine Chemikalien auf dem Tuch zu finden sind. Es wurden unendlich viel Versuche gemacht, die eine Entstehung des Abdrucks erklären sollten. Niemand kam zu einem Ergebnis. Bei keinem der Leichentücher, die Archäologen jemals gefunden haben, läßt sich so ein Abdruck finden. Sämtliche Substanzen zur Einbalsamierung samt Aloeh und Myrrhe bringen nur verwischte Spuren hervor. Das Verdunsten von Schweiß und Urin und anderen Verwesesungsprodukten mit dem Blut hinterlassen nur Flecken. Das Tuch mit dem Fischgrätenmuster wurde zur Zeit Jesu in Ägypten und Palästina gewebt und es wurde oft als Leichentuch benutzt, aber niemals hat eine Mumie oder ein Leichnam einen Abdruck hinterlassen. Er konnte auch nicht unter großer Hitzeeinwirkung entstanden sein, denn dann wäre das Tuch auch verbrannt. Chemische Verdampfung ist ungleichmäßig und kommt auch nicht in Betracht. Schatten, die in Hieroschima bei der Atomexplosion entstanden sind, zeigen sich ähnlich, haben aber eine andere Struktur. Blätter in Bücher gepreßt hinterlassen auch einen Sepiaabdruck, brauchen aber Jahrzehnte, um zu entstehen und so viel Zeit blieb dem Leichnam bis zur Verwesung nicht. Der Abdruck ähnelt der Kirlianfotografie, aber für den Abdruck der Aura braucht man eine Fotoplatte, er kann nicht von allein auf einem Stück Leinen entstehen. Das Tuch ist allen möglichen Strahlungen, Röntgenstrahlen, UV-Licht und Schwarzlicht ausgesetzt worden. Man betrachtete es unter dem Elektronenmikroskop. 1988 wurde ein Radiokarbontest unternommen, der das Alter des Tuches feststellen sollte. Man datierte das Tuch auf das Mittelalter und wieder glaubte man, eine Fälschung entdeckt zu haben, obwohl die Pollenanalyse ergab, daß Pflanzen in dem Tuch gefunden wurden, die nur zur Zeit Jesu in der Umgebung von Jerusalem gefunden werden konnten. Der Radiokarbontest hat sich als falsch erwiesen, da die Stoffproben vom geflickten Rand des Tuches genommen wurden. Die Ionen der neuen Flicken, die Brandstellen und die Ionen des Silberkastens mit der Seidenhülle haben den Test verfälscht. Vergleichstest haben es eindeutig erwiesen. Diese Untersuchungen haben viel Aufschluß gegeben, aber die Entstehung des Abdrucks nicht erklären können. Eine Vielzahl von Wissenschaftlern hat sich des Tuches angenommen, eine Gruppe, die sich STURP nennt. Esoteriker glauben, daß der Abdruck durch eine Energie entstanden ist, die wir einfach eine geistige Energie nennen müssen, die Energie der Auferstehung.

Mit dem Computer gesehen

1974 wurde das Bild mit dem Computer untersucht. Der Abdruck wurde wie ein Schachbrett elektronisch in Pixel unterteilt und in eine Landkarte verwandelt, die der Computer lesen konnte. Es war ein VP8 Image Analyzer, ein Programm, mit dem man zweidimensionale Weltraumfotos in dreidimensionale Reliefbilder umsetzen kann. Es wurde ein zweites Tuch hergestellt und über den Körper einer Versuchsperson gelegt, die so groß war und die gleiche Figur besaß, wie der Mann auf dem Tuch, etwa 1,82 m groß. Der Abdruck des Tuches deckte sich vollkommen mit dem Körper. Mit feststehenden Kameras wurden aus unterschiedlichen Blickwinkeln Fotos gemacht, zuerst mit und dann ohne den Körper, dann wurden die Fotoreihen elektronisch übereinandergelegt. Jeder der 256 Stufen der Schwarz-Weiß-Skala wurde eine Höhenzahl zur Körperoberfläche zugewiesen. Man sagte, es sei eine Hundearbeit gewesen. Es gab 65.536 Graustufen. Aus dem elektronischen Nebel entstand langsam das plastische Bild eines menschlichen Körpers. Das Ergebnis war so umwerfend und mit dem Verstand nicht faßbar, daß man wieder an eine Anomalie glaubte. Man wiederholte den Versuch mit Gemälden der Maler Reffo und Cussetti aus dem 19. Jahrhundert, aber das Ergebnis war verzerrt und unergiebig, so wie alle Bilder und Fotografien, die der VP8 umsetzte. Sie glaubten, daß die Wiedergabe der Rottöne durch die Platten aus dem Jahre 1931 verzerrt worden seien und es gäbe gar keine Dreidimensionalität, diese sei sozusagen nur ein fotografischer Scherz. Der Versuch wurde mit Fotos von 1969 wiederholt und das Ergebnis war, daß diese Gestalt noch wahrheitsgetreuer herauskam. Man schien sie greifen zu können. Es sah aus wie ein Körper aus Fleisch und Blut und nicht wie eine Statue. Diese Gestalt kann man mit einer CD-Rom betrachten. Der erste Computer, der die Daten verarbeitete, war ein IBM 365 und wurde nur für diesen Zweck hergestellt. Das Antlitz wurde freigelegt. Der Abdruck wies keine Spuren einer Zeichnung oder Maltechnik auf. Er lag homogen, ohne Gewicht auf dem Stoff. Es zeigte die schweren Verletzungen, die Schwellungen und Schläge. Der Computer konnte jeden Schritt dieser Kreuzigung nachvollziehen. Er stellte fest, daß der Abdruck selbst nicht unter den schweren Bränden, die das Tuch mitgemacht hatte, gelitten hatte. Der Abdruck selbst schien thermostabil zu sein. Als der berühmte Forscher John Heller las, daß eine zweidimensionale Fotografie eines zweidimensionalen Gegenstandes einen dreidimensionalen Körper hatte entstehen lassen, da hätte er beinahe die Zeitschrift weggeworfen, so absurd schien ihm dieser Gedanke, wenn er nicht die Namen Ray Rogers und Donald Lynn in dem Artikel gefunden hätte. Er ließ das Tuch daraufhin auf seine Substanz untersuchen. Alles was man fand, war Mehämoglobin, ein sehr altes Blut. Unter den Wissenschaftlern trat Stille ein. Man baute einen beweglichen Untersuchungstisch für das Tuch und fotografierte auch die Rückseite des Tuches. Man entdeckte, daß das Tuch ein sehr hohes Alter hatte, die Flicken von 1534 hoben sich deutlich ab. Es wurden Makro- und Mikrofotografien gemacht. Auch hier entdeckte man, daß der Abdruck thermostabil war. Er hatte sich weder durch die enorme Hitze noch durch geschmolzenes Silber verändert. Die Blässe der Farben war ein Rätsel. Sobald sich der Faden entsprechend des Webmuster abwärts neigt, verschwindet der Abdruck. Ein großer Unterschied zu den Wasserflecken. Der Abdruck ist nicht durch eine Farbflüssigkeit entstanden. Die Herzwunde am Körper war viereinhalb Zentimeter lang. Der Brustkorb war von einer scharfkantigen Lanze durchbohrt worden und hatte mit tödlicher Sicherheit das Herz getroffen. Die Lanze ist bis heute in ihrem Rost erhalten und sie mißt vier Zentimeter in ihrer Breite. Der Körper war in Kontakt mit dem Leinen gekommen, ohne daß irgend etwas, ein Aromastoff oder etwas anderes dazwischengekommen war. Leinenfasern bestehen aus Pflanzenzellen, die eng miteinander verbunden sind, unter dem Mikroskop sehen sie wie Bambusrohre aus. Die Fäserchen waren an der Oberfläche erodiert, dadurch bekamen sie eine Strohfarbe. Sie waren früher vergilbt, als die Fäserchen, die den Abdruck trugen. Sie waren oxydiert und dehydriert, also schneller gealtert. Dies ist der einzige Grund, warum wir einen Abdruck sehen. Die Zersetzung des Leinens könnte das Bild gemacht haben. Man könnte wirklich sagen, daß es aus nichts gemacht ist. Allein die Zeit wirkt es. Es ist ein einzigartiges archäologisches und historisches Zeugnis von unschätzbarem Wert. Die Forschung der STURP über das Grabtuch beinhaltete 150.000 Arbeitsstunden auf höchstem wissenschaftlichem Niveau, das die besten Köpfe der modernen Technologien vereinte. Es waren Juden, Katholiken, Christen der verschiedensten Bekenntnisse und Agnostiker.

Golgota lag auf einem Hügel hinter der nördlichen Stadtmauer Jerusalems. Das Grab Jesu wurde dort gefunden und ausgegraben. Ein in den Fels gehauener Vorraum für die rituellen Verrichtungen, dann die Totenkammer. Der Zugang war niedrig und mit einem runden Stein, den man davorrollte, verschlossen. Man mußte sich bücken, um hineinzugelangen. Der Evangelist Johannes benützt dieses Verb bücken für den Eintritt in das Grabinnere. In einer Nische lag die Ruhebank für den Toten. Über dem nahen Grab baute man eine Rotunde mit dem Namen Anastasis (Auferstehung). Es wurde ein Partikel des Kreuzes gefunden und bei der Zisterne die Grabnägel. Sie sind viereckig und der Computer kann erkennen, daß sie genau in die Wundmale an Handgelenken und Füßen auf dem Tuch passen. Mit den alten, römischen Dokumenten über die Kreuzigung und der Computer-Analyse der Wundmahle läßt sich jetzt jeder Schritt dieser Kreuzigung nachvollziehen. Pilatus war an dem Tage der Gerichtsverhandlung sehr schlechter Laune gewesen, denn man hatte seinen römischen Gönner gerade verhaften lassen und er war in Bestechungsskandale verwickelt. Er ließ Jesus mit dem Flagrum auspeitschen. Eine schändliche Strafe, die nur bei Aufständischen angewandt wurde. Das Flagrum war eine Peitsche mit drei Bändern, an denen jeweils zwei Bleikugeln befestigt waren. Man nahm ihm die Dornenkrone ab und das Blut floß aus dreißig Wunden. Über der Stirn floß das Blut aus der Stirnblutader. Man band ihm Füße und Hände zusammen und peitschte ihn langsam aus. Keine empfindliche Stelle wurde ausgespart. Es waren über hundert Schläge. Der ganze Körper ist von diesen Schlägen aufgerissen. Diese Anzahl der Schläge führt über einen längeren Zeitraum allein schon zum Tod. Es ist erstaunlich, daß er die Geißelung überlebt hat. Man sieht ihn noch die Ehebrecherin freisprechen, denn wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Obwohl er selbst doch ohne Sünde ist, spricht auch er sie frei. Diesen Freispruch der Seele muß er selbst jetzt büßen. Da ist niemand, der ihn freisprechen wird, nur der Vater. Dieser Vater ist die Emanation des männlichen und weiblichen Prinzips in vollkommener Harmonie. Dieses Urvertrauen in den schöpferischen Geist läßt ihn alles tragen. Die Seele soll nicht zu sehr am Fleische hängen. In gnostischen Schriften wundert er sich, daß etwas so wunderbares wie der menschliche Geist eine so armselige Behausung hat. Unser Körper ist im Gegensatz zur Seele wirklich sehr unvollkommen ausgestattet. Er altert jeden Tag und wird schwächer und er ist den vielen Krankheiten schutzlos ausgeliefert. Er ist ein dunkles Gefängnis für das unsterbliche Licht der Seele und gleichzeitig ist er der einzige Tempel, in dem man Gott wirklich anbeten und seine Stimme hören kann. Nur die Handlung und die Tat im Fleisch bezeugt den Geist. Die Jünger schliefen vor seiner Verhaftung, als er mit seiner Angst allein war. Das Fleisch ist schwach. Er weiß es. Er versteht und vergibt wieder. Der Körper ist ein für allemal sterblich. Irgendwann müssen wir ihn alle loslassen. Keiner kommt hier lebend raus. Deshalb ist es gut, wenn wir die Seele als ein Licht hinter den geschlossen Augen erkennen. Diese Identifikation hilft uns mit dem Licht in das Licht zu gehen, wenn der Tod kommt. Er kommt wie ein Dieb in der Nacht. Der Geist läßt sich nicht töten. Er webt immer noch an diesem Tuch. Ibis in crucem. So hieß das Urteil. Es heißt: Du wirst gehen. Wer kann da noch folgen? Es heißt nicht, daß man gebracht wird. Dieser Gang war die erste Phase der Hinrichtung. Man riß ihm die Kleider vom Leib und band den Kreuzesquerbalken an den Händen fest. So wird gehen unmöglich. Man kann nur noch fallen und aufstehen, fallen und aufstehen. Die drei Angeklagten wurden mit Seilen aneinandergebunden. Man legte ihm noch einmal seine Wolltunika um, damit ihm für diesen Gang noch ein wenig Kraft verblieb. Es ging über belebte Straßen unter dem Torbogen von Bab El Nadir hindurch und dann eine abschüssige Strecke zum Bach und dann wieder in nordwestlicher Richtung zum Hang hinauf, es ging über Steine und dann durch den zweiten Mauerring, dann über das weite Feld und dann wieder aufwärts über gestampften Lehm. Er fiel mitten auf das Gesicht, das Knie war aufgeschlagen. Blutergüsse an der Stirn, der Nasenknorpel verdreht, Blut rinnt in den Bart, das drückende Gewicht auf den Schulterblättern und dem Hinterkopf, ein Sturz auf die Steine, das Knie aufgeschlagen und mit Lehm bedeckt. Weinende Frauen am Straßenrand. Das letzte Stück muß das Kreuz ein anderer tragen, damit er auf Knien rutschend noch lebend am Kreuz ankommt. Dann wurde er zu Boden geworfen und der Henker streckte ihm auf dem Kreuz die Glieder, er hämmerte die unglaublich langen Nägel durch die Handgelenke und renkte ihm die Arme aus. Der Querbalken wurde am horizontalen Balken befestigt und dann wie ein Schiffsmast in die Höhe gezogen. Der Körper hing daran wie ein Segel, die Füße fanden keinen Halt. Es war ein Todestanz im Wind und die Lungen blähten sich weit auf. Es war ein hohes Kreuz, höher als alle anderen. Mit einem einzigen großen Nagel wurden dann beide Füße durchbohrt. Man erinnert sich, daß er kurz zuvor noch seinen Jüngern die Füße gewaschen hat. Es war ein Akt der Liebe, ein Bezeugen des Dienens und der Reinheit auf dem beschwerlichen Weg der Nachfolge. Als Erkennungszeichen wollte er die Liebe. Er wollte, daß sie sich liebten, so wie er sie geliebt hatte. Nur diese Liebe hatte er an Maria Magdalena erkannt, als sie ihm die Füße mit ihren Tränen benetzte und mit ihren Haaren abtrocknete. Die anderen sahen nur die obszöne Handlung einer verwirrten und unreinen Frau, eine einzige Entehrung. Er sah nur ihre Liebe und ließ nur diese gelten. Er nahm sie auf in den Kreis der Jünger und wiederholte beim letzten Abendmahl diese Geste der absoluten Hingabe mit reinem Wasser, der lebendigen Quelle in uns selbst, die wir nur in unseren Tränen von Freude und Leid erkennen können. Dem Petrus wollte er den Kopf nicht waschen, denn der ganze Körper war doch rein. Nur diese Füße mußten den Boden berühren, den Weg gehen, den keiner gehen will. So gibt er sein Leben für die Liebe, diese ewige Sehnsucht in uns und führt sie zum Ziel, zu Gott zurück. Das Crux sublimis, das hohe und von weitem sichtbare Kreuz, diente nur Hinrichtungen, denen man eine große Bedeutung zumaß. Ein Ringen um jeden Atemzug. Das Gewicht des Körpers läßt das Einatmen nicht mehr zu. Ein grausames Ersticken, ein Ohnmachtsanfall folgt dem anderen, die Bewegung des Körpers holt das Bewußtsein zurück und dann der Kreislaufkollaps. Der Körper wird hin und hergerissen und will immer nach vorn fallen. Der Kopf fällt zwischen die ausgerenkten Schultern. Der Schock läßt das Gehirn noch gut durchblutet, Niere und Milz nehmen kein Blut mehr auf. Durst setzt ein. Man reicht ihm den Essigschwamm. Ein letztes Zitat:" Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Die Menschen erinnern sich an diesen Psalm Davids, jeder kennt ihn. Er wirkt jetzt wie eine Prophezeiung, als würde dieser Psalm jetzt Wirklichkeit werden. Er hat noch die Kraft für ein Zitat und die Menschen, die dieses Qual miterleben müssen, vielleicht sprechen sie die Zeilen für ihn zu Ende. Jetzt wird ihnen bewußt, daß er wirklich der prophezeite Messias ist: "Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe. Du aber bist heilig, der du thronst über den Lobgesängen Israels. Unsere Väter hofften auf dich; und da sie hofften, halfst du ihnen heraus. Zu dir schrien sie und wurden errettet, sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden. Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volke. Alle, die mich sehen, verspotten mich, sperren das Maul auf und schütteln den Kopf: Er klage es dem Herrn, der helfe ihm heraus und rette ihn, hat er Gefallen an ihm. Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen; du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter. Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an, du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an. Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe, denn es ist hier kein Helfer. Gewaltige Stiere haben mich umgeben, mächtige Büffel haben mich umringt. Ihre Rachen sperren sie gegen mich auf wie ein brüllender und reißender Löwe. Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, alle meine Knochen haben sich voneinander gelöst; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs. Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in des Todes Staub. Denn Hunde haben mich umgeben, und der Bösen Rotte hat mich umringt; sie haben meine Hände und Füße durchgraben. Ich kann all meine Knochen zählen; sie aber schauen zu und sehen auf mich herab. Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los über mein Gewand. Aber du Herr, sei nicht ferne; meine Stärke, eile mir zu helfen! Errette meine Seele vom Schwert, mein Leben von den Hunden. Hilf mir aus dem Rachen des Löwen und vor den Hörnern wilder Stiere - du hast mich erhört. Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern, ich will dich in der Gemeinde rühmen. Rühmet den Herrn, die ihr ihn fürchtet; ehret ihn , ihr alle aus dem Hause Jakob, und vor ihm scheuet euch, ihr alle vom Hause Israel. Denn er hat nicht verachtet und verschmäht das Elend der Armen und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen; und als er zu ihm schrie, hörte ers. Dich will ich preisen in der großen Gemeinde, ich will meine Gelübde erfüllen, vor denen, die ihn fürchten. Die Elenden sollen essen, daß sie satt werden; und die nach dem Herrn fragen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben. Es werden bedenken und sich zum Herrn bekennen aller Welt Enden und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Heiden. Denn des Herrn ist das Reich, und er herrscht unter den Heiden. Ihn allein werden anbeten alle, die in der Erde schlafen; vor ihm werden die Knie beugen alle, die zum Staube hinabfuhren und ihr Leben nicht konnten erhalten. Er wird Nachkommen haben, die ihm dienen; Vom Herrn wird man verkünden Kind und Kindeskind. Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen dem Volk, das geboren wird. Denn er hats getan. " In diesen letzten Atemzügen führt er uns das ganze Geschehen vor Augen. Er zitiert den König, der ihn und seinen Tod voraussah und vergibt dem wilden Tier im Menschen, denn er handelt blind und das Tier in ihm, dieser Dämon, es ist ihm nicht bewußt. Sie wissen nicht, was sie tun. Er vergibt ihnen, weil er ein Arzt und ein Heiler ist. Er fand niemals eine Schuld in der Ursache einer Krankheit. Er sah nur, daß Gott die Heilung wollte. Er heilte nur durch die Kraft des Vertauens an seine Person und in Gott. Er heilte an den verbotenen Ruhetagen, weil Gott in seiner Ruhe und in der Meditation des Menschen alles heil machen und zum Guten führen will. Diese Vollkommenheit führt ihn jetzt in den Tod und die Welt bleibt im Werden zurück. Er befiehlt seinen Geist in Gottes Hände und erstickt. Mit diesem Verscheiden dehnt sich der Himmel aus. Er wird um eine Dimension reicher. Innerhalb des Judentums vollzieht sich der Schritt zum Christentum. Der Gott der Liebe ist geboren. Der Zenturio durchsticht mit einer Lanze sein Herz. Das Herz Jesu wird von nun an durch alle Zeiten getragen. Dieses Herz ist unser Herz geworden. Es hat sich vervielfacht und verwandelt. Barmherzigkeit und Vergebung kaufen Sklaven frei. Die Welt kommt in einen Umbruch. Es ist geologisch erwiesen, daß nach seinem Tod die Erde bebte. Die Eisschichten am Nordpol erzählen noch davon. In der Grabeskirche klafft eine Erdspalte. Nach dem Gesetz wurde Jesus begraben. Man legte ihn in das Leinentuch und mußte ihn vor Sonnenuntergang begraben. Das Berühren eines Toten machte unrein. Er durfte nicht gesalbt werden und durfte nichts wertvolles an sich tragen. An seinem Grab mußte 24 Stunden eine Totenwache ausharren. Josef hat den Leichnam gegen ein Bestechungsgeld bei Pilatus ausgelöst. Der Leichnam wurde in dem Tuch auf die Steinbank gelegt. Auf die Steinbank wurde Salz und Aromastoffe gestreut. Der Körper ruhte auf der Bank wie auf Sand gebettet. Das Salz wurde auch über das Tuch gestreut. Auf dem Tuch gibt es zwei Falten oder Streifen. Diese Streifen wurden vom Computer untersucht. Ein Spezialist entdeckte darin eine verborgene Schrift. Der Mikrodensitometer entdeckte alte Schatten geschriebener Buchstaben. Es waren griechisch-lateinische Zeichen, die auf dem Positiv in Spiegelschrift erscheinen. Ein Überrest von schwacher, rötlicher Färbung auf der Rückseite des Tuches. Ein paläographischer Schatten. Unter dem Kinn stand der Name Jeshua und quer neben dem Kopf das Wort Nazarehnos. Dann gab es eine Druckstelle auf der Höhe des Brustkorbs. Es muß sich dabei um ein römisches Siegel gehandelt haben. Das Wort Nazarenos bedeutet nicht die Stadt Nazaret, das wäre grammatikalisch falsch. Einige Theologen vermuten hinter diesem Wort eine geheime Sekte, die niemand mehr kennt und von der niemand etwas weiß. Es gibt noch einige versprengte Sekten, die ähnlich heißen und noch von Johannes dem Täufer abstammen, z.B. die Nasiräer. Von den Nazarenern weiß niemand etwas mehr. In der Übersetzung bedeutet dieses Wort einfach nur Wahrheit. Ein römischer Soldat muß diese Worte im Auftrag des Pilatus noch am Grabe sitzend geschrieben haben. Hiermit hat Pilatus bezeugt, daß Jesus der Messias, der König der Juden war, damit niemand nach ihm diesen Titel in Anspruch nehmen kann und vielleicht wollte er sich auch in großer Angst des Leichnams vergewissern. Er hat ihm die Wahrheit bescheinigt und er hat sie besiegelt wie in einem Fleischpaket. Der Leichnam ist dennoch verschwunden und die Evangelisten haben uns in ihren Berichten in keinem Wort betrogen. Das Tuch ist ein Zeugnis der Wahrheit und es hat sich bis heute erhalten. Wir können es betrachten und in aller Stille darüber meditieren. Die Auferstehung müssen wir als einen geistigen Akt in uns selbst nachvollziehen. Der Wind weht wo er will. Wir können ihn hören, aber wir kennen seine Richtung nicht. Aus Wasser und Geist müssen wir neu geboren werden. Über diese Sätze kann man lange nachdenken. Die Lehre Jesu ist nicht leicht. In gnostischen Schriften berichten die Jünger, daß er ihnen buchstäblich den Boden unter den Füßen genommen hat, er rollte die ganze Materie wie eine Schriftrolle ein und entlarvte das alte Weltbild als eine Illusion, voller Schreck erblickten sie den Abgrund, das Nichts unter ihren Füßen. Dennoch lehrte er sie, den Körper wie einen Tempel zu ehren. Wir müssen wohl auf die Erdenschwere verzichten und unsere Emotionen mit dem Geist in einen neuen Einklang bringen. Die Intuition. die sich daraus ergibt, muß uns führen. Die Wandlung vollzieht sich nur im Licht. Der Wind könnte das sein, was die Inder Atman nennen, der reine Geist, der keine Richtung hat, weil er alles in einem ist. Dieser Wind könnte aber auch ein blinder Wille im Sinne Schopenhauers sein. Er könnte das Schicksal sein oder der Hauch Gottes. Dieser Wind ist das Unbekannte. Vielleicht sollte man dieses Bild in der nächtlichen Stille des Gartens noch einmal auf sich wirken lassen. Ich blicke in dieses Gesicht und ich höre den Wind und ich weiß, daß Gott im Menschen selbst eine Richtung finden kann. Da hat ein Mensch eine Brücke geschlagen.

Die Geschichte des Tuches

Anhand der Pollenanalysen konnte der Weg des Tuches nachvollzogen werden. Der Kriminologe Max Frei reiste ihnen nach und Archäologen entdeckten auf diesem Weg alte Dokumente und Gemälde, auf denen das Tuch abgebildet war. Pollen breiten sich nur in einem begrenzten Radius aus, bei starkem Wind maximal bis zu 10 km. Man fand Pollen, die aus Jerusalem und vom Ufer des Jordan stammten und es wurden salztolerante Wüstenpflanzen gefunden, darunter Reaumuria hirtella und Zygophyllum dumosum, die in der Steinwüste um das Tote Meer wachsen. Nach der Zerstörung Jerusalems flüchteten die Judenchristen zu den Essenern in Qumran am Toten Meer. In den Höhlen von Qumran fand man einen Krug mit der Aufschrift: Rom. Er enthielt Papyrusrollen und es konnte ein Vers aus dem Markus-Evangelium entziffert werden. Aus dem Hebräer-Evangelium geht hervor, daß das Grabtuch dem Petrus übergeben worden war. Es war sehr riskant, dieses Tuch aufzubewahren, da es "shatnez", also unrein war und die ersten Christen wurden erbarmungslos verfolgt. Jakobus, der Bruder und Jünger Jesu, hatte das Lehramt in Jesu Synagoge übernommen und war getötet worden. Als der Apostel Paulus noch ein Saulus gewesen war, hatte er ihn von der Zinne stürzen lassen. Jesus hatte ihn sehr geliebt. Er war sehr asketisch, hielt sich streng an das Gesetz und wich dennoch keinen Millimeter von der Überzeugung und den Worten seines Bruders ab. Petrus muß also das Tuch in der Höhle bei den Essenern versteckt haben. Die Essener lebten in einer klösterlichen Gemeinschaft und die ganze Anlage um das Tote Meer ist ausgegraben worden. Dazu fand man ihre Schriften in Tonkrügen versteckt. Es gab wohl immer eine Verbindung zwischen Jesus und den Essenern. Johannes der Täufer muß ein Essener gewesen sein. Sie hielten rituelle Bäder ab und tauften mit Wasser anstatt in Jerusalems Tempel Tieropfer darzubringen. Sie teilten ihren ganzen Besitz und besaßen einen eigenen Kalender. Sie kannten sich mit dem Lauf der Gestirne und den Wirkungen der Kräuter aus. Sie lebten asketisch und fasteten in der Wüste. Ihre religiöse Haltung war ein Protest gegen die etablierten Sadduzäer und Pharisäer. Sie lebten unter strengen Regeln und empfanden sich als Kinder des Lichts, die im ständigen Krieg mit den Kindern der Finsternis lagen. Sie verehrten den Lehrer der Gerechtigkeit und die Wurzeln ihrer Herkunft lagen im zoroastrischen Glauben der Perser und in einem orthodoxen Judentum. Vielleicht hat Jesus in ihrer Wüste meditiert und gefastet und gegen die Einflüsterungen der dunklen Macht gekämpft, dem gefallenen Engel des Lichts, der dem Menschen nicht dienen wollte. Da war der Hunger und die Sehnsucht, alles was tot und versteinert ist ,wieder verdaulich zu machen. Da war die Todessehnsucht und der Traum von einem Reich in dieser Welt mit einem funktionierendem Gesetz. Vielleicht hatte er in der kleinen Wüste beim Toten Meer diesen Kampf mit sich selbst gewonnen. In jedem Fall hatte er die Taufe im Jordan dem Tempeldienst vorgezogen. Er wollte unbedingt die Wandlung in sich selbst vollziehen und nicht das Blutopfer der Tiere. Er konnte es mit Jesaja nicht mehr riechen. In ihm selbst war das Opferlamm. Er wollte die Unschuld im Neuanfang. Vielleicht sah Johannes in ihm den Lehrer der Gerechtigkeit. Johannes war der wortgewaltige Rufer in der Wüste, der im Wortspiel aus Steinen Kinder machen konnte und das grausame Regiment des Herodes in aller Öffentlichkeit anprangerte. Er war voller Mut und er war fasziniert von der Ausstrahlung eines Mannes, der nur der Messias sein konnte. Er verkündete ihn und ging in vollendeter Demut den eigenen Weg bis ans Ende. Es kann sein, daß Jesus von den Essenern sehr viel lernte und daß er sie sehr viel lehrte. Er blieb aber nicht bei ihnen. Für ihn gab es keine Organisation und kein System. Er hat nicht wie der Buddha zu seinen Lebzeiten einen Orden mit Regeln gegründet. Er hielt nichts von Askese. Es verwunderte ihn, daß er deswegen angegriffen wurde, denn die perfekte Askese des Johannes hatte ihre Herzen ja auch verstört. Er hat zu seinen Lebzeiten keine Kirche oder Gemeinde gegründet. Er war der Grundstein, den die Bauleute verworfen haben, der Stein des Anstoßes und seine Lehre schloß alle Menschen symbolisch mit ein. Er blieb in der Welt und predigte in alle Ohren. Auch aus diesem Grund mußte er sterben. Die Essener unterstützten ihn, obwohl er in der Bergpredigt alle ihre Grundsätze ins Gegenteil verkehrt. Er gebietet die Feinde zu lieben. Er kämpft nicht gegen die Finsternis, er bringt ihr das Licht. Das Feindbild gegen die Unreinen kann Jesus nicht teilen. Die christlichen Klöster und die kirchlichen Hierarchien und Regeln entstehen erst nach der Mission des Paulus und sie orientieren sich am griechischen Vorbild der philosophischen Gemeinschaften. Das Tuch liegt 70 Jahre in einer Höhle versteckt. Während nun Titus Jerusalem in Schutt und Asche legt und die Bevölkerung gnadenlos aushungern und die Fliehenden kreuzigen läßt, finden die ersten Christen bei den Essenern Zuflucht. Das Tuch liegt in der Höhle. Die Urchristen fliehen weiter nach Damaskus und Pella. Sie leben 50 Jahre in der Stille und geben heimlich ihr Wissen weiter. 131 bricht der verzweifelte Aufstand des Bar Kochba aus, den einige Juden auch für den Messias hielten. Unter Hadrian müssen die Christen weiter fliehen. Das Tuch taucht jetzt in Edessa wieder auf. Man sprach dort aramäisch und viele Rabbiner siedelten sich dort an. Im Laufe der Zeit war das Tuch rein geworden. Das Antlitz war deutlich hervorgetreten. In Edessa wird die erste christliche Kirche um das Tuch erbaut. Abgar Manu breitet das Tuch auf den Knien aus. Im Jahr 212 wurde Die Stadt Edessa von Caracalla besetzt. Das Tuch wird in einer Nische der Stadtmauer eingemauert. Im Jahre 544 umzingelten die Perser die Stadt. Das Tuch war schon beinahe wieder vergessen. Einem Traum des Bischofs Eulalios folgend - war es Intuition, Hellseherei in der Verzweiflung? - fand man auf dem höchsten Tor von Edessa den zugemauerten Hohlraum und öffnete ihn mit der Spitzhacke. Die Geistlichen hielten das Tuch über die Stadtmauer und ließen es hoch im Winde flattern. Der Wind blies entschlossen und änderte seine Richtung und das persische Lager fing Feuer. Die Belagerung wurde aufgehoben. Unbekannte Dichter schrieben Loblieder in Form eines Gedichts auf das Tuch. Das Tuch wurde von nun an zusammengefaltet, so daß man nur das Gesicht erkennen konnte und es wurde in einen silbernen Rahmen gefaßt und in der Kirche aufgestellt. Seit dem 6. Jahrhundert wird Christus in den Ikonen so dargestellt, wie wir ihn kennen. Er trägt langes Haar und einen Bart. Alle Gemälde scheinen Nachbildungen des Tuches zu sein. Sämtliche Merkmale des Gesichts finden sich dort wieder, wie z.B. ein V-förmiges Gebilde über der Nasenwurzel. Vor dieser Zeit wurde Jesus auf den alten Mosaiken immer als lockiger Knabe oder blonder Jüngling mit Stab und Lamm abgebildet. 638 wurde Edessa von den Arabern eingenommen. Das Grabtuch war zu dieser Zeit in der Hagia Sophia, wo Justinian es untergebracht hatte. Das Tuch wurde jetzt Mandil genannt. Ende des 12. Jahrhunderts wurde das Tuch von den Kreuzrittern geraubt. Dahinter verbirgt sich eine lange und grausame Geschichte. Die Kreuzritter wurden später beschuldigt, ein geheimes Bildnis anzubeten. Sie waren zu großer Macht gelangt, die der Papst nicht mehr dulden wollte. Sie waren der Staat im Staate und sie versteckten die geheime Reliquie. Der Papst ließ ihr Oberhaupt töten und setzte sie der Folterung und der Verfolgung aus. Es war die Quittung für ihre maßlosen Plünderungen und Morde gewesen. Das Tuch blieb dennoch unter Lebensgefahr in ihrem Besitz und wurde später immer nur wenigen und auserwählten Menschen gezeigt. In der breiten Öffentlichkeit war das Tuch in Vergessenheit geraten. So gelangte das Tuch über die Nachfahren der Kreuzritter zu König Umberto von Turin in unsere Zeit. Dazwischen liegen all die Kriege um die Religion, die Überzeugung, die Rasse und den Besitz. Es sind all die Kriege, die Jesus nicht wollte. Dazwischen liegen aber auch all die großen und guten Geister, in denen sich ein neues Bewußtsein manifestieren kann. Das Tuch hat drei mal gebrannt. Die Menschen haben den Silberkasten mit bloßen Händen gerettet und ihre Hände sind dabei fast bis auf die Knochen verbrannt. Sie setzten ihr Leben aufs Spiel für eine Lehre, die es immer noch zu entdecken gilt. Wenn man sich mit den Weltreligionen beschäftigt, dann stellt man fest, daß sie in ihrem tiefsten Kern die gleiche Wahrheit verkünden. Als wahre Christen sollten wir alle Religionen und ihre Menschen achten und uns um den Frieden bemühen. Die Wurzel der Kriege steckt auch immer in der Religion, obwohl dieses Wort doch Verbindung heißt. Es verbindet alle Menschen mit dem Unsagbaren. Die Inder nennen es Sanathana Dharma. Alle Flüsse führen zu der einen Quelle. C.G. Jung hat uns aber daran erinnert, daß wir uns mit den Urbildern unserer Seelenkultur nicht zu schnell von unseren Wurzeln trennen sollten. Er entdeckte unsere archetypischen Seelenlandschaften, die im Unbewußten liegen. Das Bild für den westlichen Menschen, der sich selbst gefunden hat, das ist der Christus. In Tibet gibt es auch viele Himmel und viele Höllen. Die Hölle und das Fegefeuer sind eine mittelalterliche Erfindung. Der Buddhismus hat Himmel und Hölle aus der Naturreligion übernommen. Der achtfache Pfad des Buddha entspricht ja beinahe unseren zehn Geboten. Das Wesen des Dalai Lama kann uns mitten in das Herz Jesu führen. Krischna und Christus sind wie Brüder. Die Trinität der Hindus zwischen Brama, Vischnu und Schiwa verhalten sich in ihrer Dynamik so zueinander wie Der Vater und der Sohn und der heilige Geist in der christlichen Tradition. Wenn wir weiter forschen, dann entdecken wir in allen Religionen einen ähnlichen Weg zur Befreiung der Seele. Es gibt unendlich viele Gemeinsamkeiten, aber auch hochinteressante Abweichungen, die ganz neue Fragen aufwerfen. Bei Indern und Buddhisten gibt es keinen unsterblichen, persönlichen Anteil der Seele. Das karmische Prinzip ist sehr abstrakt. Im Christentum gibt es dieses karmische Prinzip auch, geht aber in eine andere Richtung. Hier scheint die Seele eine nur nach vorwärts strebende Evolution durchzumachen. Man kann hier sehr viel spekulieren und forschen. In keinem Fall sollte man diesen Christus zu leichtfertig beiseite schieben, nur weil er vor der Tür steht. Die Leben-Jesu-Forschung hat bewiesen, daß dieser Mensch existiert hat und seine Atome sind immer noch da, sein Blutbild steckt im Tuch. Wer jagt schon gern einem Mythos, einer Legende und einem Schatten nach. Alle großen Religionsstifter sind vom Mythos schon beinahe erstickt. Paulus sagt, daß unser Glaube hinfällig wird, wenn Jesus nicht auferstanden ist. Für mich scheint das nicht richtig. Selbst wenn ich alle Wunder aus seinem Leben streiche, dann bleibt mir immer noch genug übrig, um an ihn zu glauben, gerade als Mensch. Keine Legende und kein Märchen läßt den Helden wie einen Verbrecher am Kreuz enden. Aus diesem Grunde wird Christus von anderen Religionen oft abgelehnt. Es ist aber gerade diese Wahrheit, die ihn mir so nahe bringt. Es ist das ehrliche Drama eines ehrlichen Lebens. Ich brauche die Ausschmückung einer jungfräulichen Geburt nicht. Alle Theologen sind sich intern einig, daß dies ein Übersetzungsfehler ist. Aus der jungen Frau wurde eine Jungfrau gemacht. Jesus hat eine Ahnentafel. Auch um die Geburt der anderen Religionsstifter rankt das gleiche Bild. Es soll deutlich machen, daß ein Mensch in einem göttlichen Geist empfangen werden kann. Unsere feindliche Einstellung den eigenen Trieben gegenüber verfälscht die reine Lehre. Ein zu viel des Guten und der Verherrlichung stürzt uns nur in Verwirrung. Dies ist meine ganz persönliche Einstellung und so wird vielleicht verständlich, warum ich so an dem Tuch hänge. Es ist so einfach und so schlicht. In unserer Zeit bewundere ich Christen wie Eugen Drewermann. Er setzt mir alles in die Tat um, was ich in dem Tuch erkennen kann. Es ist auch interessant, was Menschen mit einer Nahtodeserfahrung berichten. Sie erleben den Austritt aus ihrem Körper und schweben fort. Nachdem sie einen Tunnel passiert haben, empfängt sie ein helles Licht und eine Lichtgestalt. Diese Gestalt wird manchmal als Jesus Christus identifiziert. Sie erleben ihr ganzes Leben noch einmal in einer Dimension, die es auf Erden nicht gibt. Das Leben läuft wie ein dreidimensionaler Film außerhalb von Zeit und Raum vor ihnen ab. Sie erleben alles aus einer anderen Perspektive und mit neuen Wertmaßstäben. Sie erleben hierbei nicht nur die eigenen Gefühle, sondern auch alle Gefühle der anderen Menschen, erleben ihre Reaktionen auf die eigenen Worte und Aktionen. Wenn sie z.B. einen anderen Menschen geschlagen haben, dann erleben sie den Schmerz des anderen mit und alle späteren Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Sie berichten, daß sie es selbst sind, die sich da bewerten und das Lichtwesen steht ihnen nur in vollkommener Liebe bei. Danach verschmelzen sie mit dem Licht und erleben das Gefühl des Einsseins mit allen Dingen, einem unaussprechlichen Gefühl der Harmonie und Liebe. Diese Bilder erinnern uns an das jüngste Gericht unter einem ganz neuen Blickwinkel. Es erinnert uns an die Worte Jesu, daß wir nicht richten sollen, denn mit dem Maß, mit dem wir messen, werden wir gemessen werden. Diese Gericht scheint eine reinigende Funktion für die Seele zu haben, die sich endgültig vom alten Ballast befreien darf und in eine neues und allumfassendes Verstehen eintaucht. Jesus hing niemals am Buchstaben des Gesetzes. Er wollte den alten Vorstellungen neues Leben einhauchen. Er hat immer um das Verständnis gerungen, die Erkenntnis und die Weisheit. In unserer Zeit scheint er nicht mehr der Weltenrichter zu sein. Die Könige dieser Welt haben sich immer seine Krone auf den Kopf setzen wollen. Es war aber niemals die Dornenkrone. Im Lichte unserer neuen Erkenntnisse scheint er eher ein Anwalt der Seele und der Liebe zu sein. Vielleicht treten einige von uns in ein Zeitalter ein, das den dumpfen Materialismus und das mechanistische Denken überwunden hat. Vielleicht werden sie die Energie des Geistes entdecken, der den Abdruck des Tuches entstehen ließ. Die Energie der Gedanken erschuf das Atomzeitalter. Es gibt Theorien, daß unser Gehirn die Gedanken nicht produziert, sondern nur verarbeitet. Diese Theorie würde eine unsterbliche Seele oder den Astralkörper aus Licht erklären. Das Gedächtnis des Menschen läßt sich im Gehirn nicht lokalisieren. Wir entdecken, daß das Universum aus dem Nichts entsteht. Wir entdecken den Raum zwischen den Atomen und die Anziehung der Elektronen können wir auch Liebe nennen. Die Zeit der Anbetung der Roboter scheint zu Ende zu gehen. Sie haben uns die schwere Arbeit abgenommen und wir wagen uns in die feinen Gewebe der elektronischen Kommunikation. Wir können nur beten, daß wir uns nicht in ferner Zukunft zu Göttern aufspielen und den genetischen Code dazu benutzen, den perfekten Menschen in Massenproduktion und auf Bestellung herzustellen. Dann würde der Kern der Liebe für immer verlorengehen. Der göttliche Lebensplan schließt auch immer den Fehler mit ein. Wir können Gott nie überholen, wir können nur nach Hause finden. Auf dem Weg liegen alle Chancen und alle Niederlagen. Das Antlitz auf dem Tuch kann ein Wegweiser sein. Wir können mit ihm die Augen schließen und in uns selbst den Frieden finden.